Aus diesem Grund nimmt das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg gemeinsam mit seinem Kooperationspartner Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg DGB/VHS e. V. seit dem 01.01.2019 am Bundesprogramm „Demokratie leben!“ teil, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aufgelegt wird. Im Rahmen einer Partnerschaft für Demokratie soll mit Beteiligung zivilgesellschaftlicher Akteur*innen sowohl die Demokratieentwicklung als auch die Extremismusbekämpfung und -prävention in Tempelhof-Schöneberg vorangetrieben werden.
Gerade in Zeiten, in denen populistische Stimmen lauter werden, antisemitische Vorfälle zunehmen und sich Verschwörungsmythen im Internet verbreiten, ist es wichtig, ein deutliches Zeichen für Toleranz und Weltoffenheit zu setzen. So wurden zuletzt im Jahr 2020 25 antisemitische Vorfälle im Bezirk Tempelhof-Schöneberg verzeichnet (RIAS), was heißt, dass grob überschlagen alle zwei Wochen eine antisemitisch motivierte Tat im Bezirk verzeichnet wird. Bereits im ersten Halbjahr 2021, also von Januar bis Juni waren es 20 antisemitische Vorfälle – Dunkelziffer unbekannt (RIAS). Diese reichen von antisemitischen Sachbeschädigungen, verletzendem Verhalten bis zu gezielt gewalttätigen Angriffen auf als jüdisch identifizierte Personen oder Institutionen. Und seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie und dem Beginn der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zeigte sich Antisemitismus in Form von Verschwörungsideologien noch deutlicher auf den Straßen und in sozialen Medien.
Dies zeigt erneut die Dringlichkeit Antisemitismus als eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung zu thematisieren und zu bearbeiten, was im Kleinen anfängt und auch in der unmittelbaren Nachbarschaft der Menschen ihren Platz haben soll. Erhöht werden muss die Sensibilisierung für Antisemitismus und der Einbezug der Perspektiven von Betroffenen. Deshalb wurde 2020 die Gründung eines bezirklichen Bündnisses gegen Antisemitismus initiiert, welches am 28.6.2021 gegründet wurde. Für den Aufbau und die Koordination wurde das Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment (in Trägerschaft der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V.) beauftragt. Maßgebliches Ziel des Bündnisses ist es als Schnittstelle und Forum unterschiedlicher Gesellschaftsbereiche zu fungieren. Es sollen bereits bezirkliche Aktive und solche die es werden wollen miteinander vernetzt und ein regelmäßiger Austausch zwischen Zivilgesellschaft und der Bezirksverwaltung ermöglicht werden, um Expertisen und Erfahrungen zu bündeln.
Entsprechend dem Berliner Landeskonzept zur Weiterentwicklung der Antisemitismusprävention dient die IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus als Arbeitsgrundlage. Die im Jahr 2023 über den Aktionsfonds geförderten Projekte sollen die Arbeit und Tätigkeit des Bündnisses begleiten und stärken. Weitestgehend gehört zur Antisemitismusbekämpfung auch die Demokratieförderung und das Mitdenken der Überschneidung mit anderen menschenverachtenden Einstellungen wie Rassismus, Sexismus oder Homofeindlichkeit.