Tempelhof-Schöneberger
Aktionswochen gegen Antisemitismus 2024

Auch in diesem Jahr fanden wieder die  Tempelhof-Schöneberger Aktionswochen gegen Antisemitismus statt, mit denen wir ein Auge darauf werfen wollten, wie und wo Antisemitismus stattfindet und wie ihm zu begegnen ist. Denn der Kampf gegen Antisemitismus ist immer auch einer für Demokratie und Aufklärung, auch in unserem Bezirk. Mit unterschiedlichen Formaten wollten wir in den Austausch kommen, Interessierte einbeziehen und zur Reflexion und Diskussion anregen. Unsere Aktionswochen waren Teil der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus der Amadeu-Antonio-Stiftung. In enger Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg haben wir ein sehr vielfältiges Rahmenprogramm mit unterschiedlichen Themen und Formaten zusammengestellt.

03. Dezember 2024

Vernissage mit Rafael Herlich

Am 8.10. wurde die Foto-Ausstellung „Jüdische Identitäten in Deutschland“ des Künstlers Rafael Herlich eröffnet, die bis zum 9.11. in der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg zu sehen war. Bei der Vernissage berichtete Rafael Herlich eindrucksvoll von seinen persönlichen Erfahrungen und deren Einfluss auf sein Werk. Die Bilder zeigten alltägliche Situationen von Jüdinnen und Juden in Deutschland und symbolisieren Herlichs „ganz normales Leben“.

Foto: Stefan Bruns (Leiter des Amts für Weiterbildung und Kultur Tempelhof-Schöneberg), Indra Kühlcke (Direktorin der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg), Rafael Herlich (Künstler), Nathalie Beuchel (Bildungsreferentin bei Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg), Martin Behringer (Stellvertretender Direktor der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg) © Florian Pfeifer, Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg

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Lesung mit Michel Bergmann

Am 24.10. fand im gut besuchten Buchladen am Bayerischen Platz unsere Lesung mit Michel Bergmann zu seinem Buch „Mameleben oder das gestohlene Glück“ statt. Die Atmosphäre war lebendig und von einem freundlichen Austausch geprägt. Michel Bergmann las im ersten Teil der Veranstaltung einzelne Kapitel seines Buches, das die Geschichte insbesondere seiner Mutter und der jüdischen Familie, sowie den Lebensweg im Nachkriegsdeutschland nachzeichnet.

Nach der Lesung entwickelten sich tiefgehende Gespräche darüber, wie Bergmanns Perspektive als jüdischer Autor in Deutschland seit den terroristischen Angriffen der Hamas am 7.10.2023 auf Israel beeinflusst wird. Er sprach offen über die Herausforderungen, als jüdischer Schriftsteller in Deutschland zu leben, insbesondere im Angesicht des wachsenden Antisemitismus und der jüngsten antisemitischen Ereignisse und der zunehmenden Bedrohung.

Foto: Michel Bergmann und Mitarbeitende der Buchhandlung Bayerischer Platz © Nathalie Beuchel Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg

Workshopreihe „Handlungsoptionen im Umgang mit Antisemitismus“

Die dreiteilige Workshopreihe widmete sich der Sensibilisierung und Stärkung von Handlungskompetenzen im Umgang mit Antisemitismus. Sie bestand aus den Modulen „Was ist Antisemitismus?“, „Israelbezogener Antisemitismus“ und „Handlungsoptionen im Umgang mit Antisemitismus“. Besonders der terroristische Angriff der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung am 7.10.2023 und die daraufhin in Deutschland verstärkt sichtbar gewordenen antisemitischen Vorfälle haben die Dringlichkeit dieser Fragen in den Fokus gerückt.

Ziel der Workshops war es, die Teilnehmenden dazu zu befähigen, Antisemitismus zu erkennen, diesem entgegenzutreten und Betroffenen solidarisch zur Seite zu stehen. Die Reihe wurde vom Projekt „ACT gegen Gewalt“ des Kompetenzzentrums für antisemitismuskritische Bildung und Forschung in Kooperation mit OFEK Berlin e.V. sowie der VHS Tempelhof-Schöneberg umgesetzt. Ermöglicht wurde die Workshopreihe durch die Förderung der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung.

Bubales-Show „Politisch Koscher!?“

Am 27.10. feierte das jüdische Puppentheaterstück „Politisch Koscher!?“ von Bubales seine Berlin-Premiere. In der ufa Fabrik sammelten sich rund 50 Gäste, um das humorvolle und zugleich politische Stück zu erleben, das Vorurteile und Stereotype rund um jüdische Identität und Antisemitismus aufgreift.

Mit einer bunten Mischung aus Puppenspiel, Filmsequenzen und Animationen schuf die Inszenierung eine lebendige und abwechslungsreiche Atmosphäre. Die sarkastischen und oft spitzfindigen Dialoge führten immer wieder zu lauten Lachern. Nach der Vorstellung trafen sich die Teilnehmenden im Foyer, wo die ausgelassene Stimmung weiter anhielt.

Foto: Shlomit Tripp (Bubales Puppentheater) und Nathalie Beuchel (Bildungsreferentin bei Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg) © Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg

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Lesung und Buchvorstellung mit den Autoren Rafael Herlich,
Hans Riebsamen und Mitwirkerin Barbara Bišický-Ehrlich

Im John-F.-Kennedy-Saal des Rathauses Schöneberg versammelten sich am 5.11. zahlreiche Gäste, um die Buchvorstellung von „Nie gefragt – nie erzählt. Das vererbte Trauma in den Familien der Holocaust-Überlebenden“ zu besuchen. Das Buch von Rafael Herlich und Hans Riebsamen ist im September 2024 erschienen.

Barbara Bišický-Ehrlich schuf eine eindrucksvolle Atmosphäre und führte durch das Programm. Zu Beginn des Abends gab es ein einführendes Gespräch, in dem die Hintergründe des Buches sowie die Biografien der Autoren beleuchtet wurden. Rafael Herlichs Portraitfotografien, die im Buch eine zentrale Rolle spielen, wurden ebenfalls thematisiert. Ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Vorführung eines emotionalen Films von Rafael Herlich zum Buch, welcher das Projekt dokumentierte.

Anschließend begann die Lesung, in der drei Biografien aus dem Buch vorgestellt wurden – darunter Geschichten von Michel Friedmann, Aviva Goldschmidt und Rafael Herlich selbst. Der Abend endete mit einer offenen Diskussionsrunde, in der das Publikum Fragen stellen und eigene Gedanken teilen konnte. Thematisiert wurden dabei unter anderem die Bewältigung von transgenerationalen Traumata, die Bedeutung des Erzählens für die Protagonist*innen, jüdisches Leben in Deutschland sowie die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in dem Land der NS-Täter*innen.

Foto: Rafael Herlich, Barbara Bišický-Ehrlich und Hans Riebsamen © Nathalie Beuchel, Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg

Gedenken an die Reichspogromnacht

Der Bezirksbürgermeister und der Bezirksverordnetenvorsteher hatten am 9.11. zum gemeinsamen Gedenken am Mahnmal der ehemaligen Synagoge, Münchener Str. 38, eingeladen. Jedes Jahr findet hier eine Gedenkveranstaltung statt, bei der den Opfern der Reichspogromnacht mit einer Kranzniederlegung und einer gemeinsamen Schweigeminute gedacht wird. Organisiert wird das Gedenken jährlich vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg.

Lebensmelodien-Konzert

Es ging unter die Haut: Das Lebensmelodien-Konzert am 9.11. in der vollbesetzten Apostel-Paulus-Kirche zur Erinnerung an die Reichspogromnacht verband wie gewohnt jüdische Kompositionen aus der Zeit des Holocausts mit den (Lebens-)Geschichten, die diese Melodien umranken. Prominenter Gast war David Ury, der Sohn des Ulmer Komponisten Peter Ury. Die Recherche über ihn war von Schülerinnen und Schülern der Stadt Ulm im Rahmen eines Lebensmelodien-Bildungsprojektes übernommen worden. Sichtlich berührt hörte sein Sohn nun die Melodien seines Vaters in Berlin erklingen! Hier können Sie den Konzertnachbericht lesen.

Foto: Musiker*innen beim Lebensmelodien-Konzert © Eleonora Castellari

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