Freiwillige und unfreiwillige letzte Wohnorte
Führung durch das Bayerische Viertel
27. Oktober 2025
Am 19.10. fand im Bayerischen Viertel eine historische Führung unter dem Titel „Freiwillige und unfreiwillige letzte Wohnorte“ statt. Die Veranstaltung wurde von Helmuth Pohren-Hartmann und Renate Kratschmer geleitet, die seit Jahren zur Geschichte jüdischen Lebens in Berlin forschen und engagiert Bildungsarbeit leisten.
Im Mittelpunkt der Führung standen sogenannte „Zwangsräume“ – Wohnungen, in die jüdische Berliner*innen ab 1939 zwangsweise einquartiert wurden, nachdem sie ihre eigenen Wohnungen auf behördliche Anordnung verlassen mussten. Diese unfreiwilligen letzten Wohnorte waren oft überfüllt, lagen in schlechten Wohnverhältnissen und bedeuteten für viele den letzten Aufenthaltsort vor ihrer Deportation.
Die Teilnehmenden besuchten mehrere dieser Orte im Bayerischen Viertel, erfuhren von den konkreten Lebensumständen der Betroffenen sowie dem Schicksal der Häuser, ihrer Eigentümer*innen und Bewohner*innen. Besonders eindrücklich waren Besuche in zweien dieser Häuser. Aktuelle Hausbewohner*innen hatten das Bedürfnis selbst zu erkunden, wer unfreiwillig in ihren Wohnungen einquartiert wurde. Hausgemeinschaften entwickelten kreative Methoden, wie einen historischen stillen Portier mit den Namen der Personen oder Gedenktafeln an den Hauswänden mit Unterstützung der Hausverwaltung.
Die Führung war Teil der Aktionswochen gegen Antisemitismus in Tempelhof-Schöneberg und stieß auf großes Interesse. Beim gemeinsamen Ausklang im Café Haberland wurden neue Kontakte geknüpft und neue Pläne geschmiedet.

Foto © Florian Pfeifer, Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg